Durch Handauflegung und Gebet
weihte der Bischof von Essen
Dr. Franz-Josef Overbeck
am 28. November 2015
zu Ständigen Diakonen:
Ulrich Franzke
Gemeinde Seliger Nikolaus Groß
Propsteipfarrei St. Peter und Paul, Bochum
Darius Kurzok
Gemeinde St. Peter und Paul
Pfarrei St. Peter und Paul, Hattingen
Carsten Ossig
Gemeinde Herz-Jesu
Propsteipfarrei St. Cyriakus, Bottrop
Am 28. November 2015 hat der Bischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck,
in einer festlichen Heiligen Messe im Hohen Dom zu Essen, drei Männer zu
Diakonen geweiht. Es war für mich ein
großer Tag, denn einer dieser drei Männer war ich.
Es war für mich ein
ganz
besonderer
Tag, auf den ich mit der
einzigartigen Hilfe meiner Familie, meiner Ehefrau und meiner Kinder
hin gearbeitet hatte. Aber nicht nur meine Familie ist diesen Weg mit mir
gegangen, ganz viele andere Menschen haben mich begleitet und mich
unterstützt durch ihr Gebet und durch viele Mut machende Worte.
Das Viele, was einer Weihe zum Diakon voraus geht, hatte ich erfolgreich
hinter mich gebracht, wie etwa das Vorschaltjahr, in dem ich mich prüfen
musste, ob der Weg ins und im Diakonat der richtige sei. In diesem
Vorschaltjahr musste ich zwei Gutachten von Geistlichen beibringen,
mich einem Gesundheitscheck unterziehen, ein psychiatrisches Gutachten
erstellen lassen und das schriftliche Einverständnis meiner Ehefrau
vorlegen. Danach folgten vier Jahre mit Studium der Theologie und Ausbildung,
beides vorwiegend am Erzbischöflichen Diakoneninstitut in Köln.
Nach dem ersten Jahr des Studiums erfolgte dann in einer Heiligen Messe
die Institutio und mir wurde das Lektionar übergeben und damit weitere
Aufgaben in der Kirche übertragen. Es hieß: Mit der Institutio
ist ein erster Grad einer Verbindlichkeit erreicht. Weitere zwei Jahre
später wurde ich mit der Admissio in den Kreis der Weihekandidaten zum
Diakonat aufgenommen.
Kurz nach Beginn der Heiligen Messe
an diesem 28. November
wurde jeder von uns namentlich aufgerufen.
Auch ich ging vor in den Altarraum und beantwortete den Aufruf mit den Worten:
„Hier bin ich!“ Danach fragte der Bischof unseren
Diakonenbeauftragten, ob wir, die Kandidaten, der Weihe für
würdig befunden wurden
und ob auch das Volk die Weihe wünscht, für uns drei Weihekandidaten
wurden diese Fragen positiv beantwortet.
Vor meiner Weihe zum Diakon musste ich, gemeinsam mit meinen beiden
Mitbrüdern Carsten und Darius öffentlich meine Bereitschaft
erklären, das Diakonenamt in
Gemeinschaft mit dem Bischof und seinen Priestern auszuüben,
den Dienst der Verkündigung in Wort und Tat zu übernehmen
sowie den Armen, Kranken und Notleidenden zu helfen.
Weiterhin musste ich versprechen, das Stundengebet der Kirche für die
mir anvertrauten Menschen und für die ganze Welt treu zu verrichten
und das eigene Leben immer mehr am Leben Jesu Christi auszurichten. Vom
täglichen Stundengebet ist für den Ständigen Diakon im Bistum Essen
die morgendliche Laudes und die abendliche Vesper verpflichtend zu verrichten;
für mich bedeutet das schon seit Jahren vor der Weihe ein etwa
zwanzig minütiges früheres Beginnen des Tages mit dem Morgengebet und
auch am Abend eine etwa genauso lange und sehr wertvolle Zeit des
Gebetes, der Ruhe und der Besinnung.
Jede der Fragen des Bischofs zu unserer Bereitschaft wurde von uns mit: „Ich bin bereit“; und beim
letzten Mal ausführlicher mit den Worten: „Mit Gottes Hilfe bin ich
bereit“ beantwortet.
Danach traten auch unsere Ehefrauen vor den Bischof und wurden ebenfalls
befragt:
Bischof: Die Kirche hat mich gebeten, eure Ehemänner zu
Diakonen zu weihen. So frage ich euch: Seid ihr bereit, eure
Ehemänner in dem Dienst, der ihnen heute
übertragen wird, zu unterstützen?
Ehefrauen: Ich bin bereit.
Zwar hatte auch meine Frau Astrid schon vor der Weihe schriftlich
ihre Bereitschaft zur Unterstützung erklärt, das öffentliche
Versprechen machte die Weihemesse aber noch feierlicher.
Das Einverständnis der Ehefrau ist unabdingbare Voraussetzung der Weihe
und schon viel früher des Beginns der Ausbildung; ohne die
Unterstützung der Ehefrau und der Familie
ist solch ein Weg nicht zu gehen und damit
ist die Einbindung der Frau und der Kinder in die Liturgie um so wertvoller!
Direkt im Anschluss folgt das Gehorsamsversprechen. Dazu legten
wir zukünftigen Diakone unsere gefalteten Hände in die
Hände des Bischofs, womit die gegenseitige Treue
bestätigt wurde. Der Bischof beendete diesen Teil der Zeremonie mit
den Worten:
„Gott selbst vollende das gute Werk, das er in dir begonnen
hat.“
Ich liebe Litaneien und die Allerheiligenlitanei ist mir eine besonders
wertvolle. Wo immer sich eine Gemeinde zum Gottesdienst versammelt, ist
die ganze Kirche zugegen. Deshalb wurden in der Allerheiligenlitanei
all jene um
Fürbitte und Fürsprache angerufen, die in besonderer Weise Jesus
Christus nachgefolgt sind, die Heiligen, besonders die
Namenspatrone von uns Weihekandidaten und die Patrone unserer
Heimatgemeinden.
Wie es üblich ist, kniete sich die anwesende Gemeinde für die
Allerheiligenlitanei hin, wogegen wir angehenden Diakone uns vor Gott und
Gottes Altar hin warfen, wir prosternierten. Die Prostratio ist ein
besonderes Zeichen, sich Gott ganz übereignen zu wollen.
Es war eine sehr lange Allerheiligenlitanei, in der neben den normal schon
darin vorkommenden Heiligen jede Menge weitere Heilige aufgenommen wurden,
auf meinen Wunsch hin wurden noch der hl. Bischof Ulrich von Augsburg, die hl.
Astrid von Bergamo, die hl. Therese von Lisieux und die hl. Johanna von
Orleans aufgenommen, zudem kam für mich noch der selige Nikolaus
Groß hinzu. Und auch für Darius und Carsten kamen weitere Heilige
hinzu. Und obwohl wir mindestens eine viertel Stunde auf dem
novemberkalten und ungeheizten Marmorboden des Essener Domes lagen, fror
ich nicht.
Und nun erfolgte die Weihe zum Diakon durch Handauflegung und Gebet. Es war ein
ganz besonderer Moment, als der Bischof mir für eine gefühlte
Ewigkeit die Hände auflegte.
Durch die Handauflegung und das Gebet war ich geweiht, war nun Diakon,
war nun Kleriker. In der Katholischen Kirche ist der Ständige Diakon der
einzige, der alle sieben Sakramente empfangen darf:
Ich habe als Säugling die hl. Taufe empfangen, als Kind damals noch in
sehr kurzem Abstand hintereinander das Sakrament der Buße, der
Erstkommunion und der Firmung. Dann viele Jahre später haben meine Frau
Astrid und ich uns das Sakrament der Ehe gespendet – und
an diesem Tag die Weihe zum Diakon.
Taufe, Buße, Kommunion, Firmung, Ehe und Weihe, das sind die oben
aufgeführten sechs Sakramente und jedes einzelne ist eine besondere
Gnade, ein besonders wertvolles Geschenk Gottes. Sieben Sakramente gibt es,
mir fehlt nun nur noch das Sakrament der Krankensalbung, das früher als
Sterbesakrament oder letzte Ölung bekannt war. Zu diesem Sakrament
wünsche ich mir allerdings, dass der Herr sich damit noch Zeit nimmt,
dass ich noch lange Zeit meine Familie und die Kinder begleiten darf.
Was aber ist eigentlich ein Sakrament? Sakrament, auf griechisch Mysterion,
auf deutsch Geheimnis ist ein von Jesus Christus eingesetztes und mit den
Sinnen erfahrbares und besonderes Zeichen einer unsichtbaren Gnadenwirkung,
es ist also kurz gesagt, ein sichtbares Zeichen für das unsichtbare
Handeln Gottes.
Dabei ist es sehr wichtig, dass es eine horizontale Komponente gibt, eine
säkulare oder menschlich, weltliche Ebene, die wir sofort,
unterstrichen durch den Ritus, verstehen können und dass es weiterhin
eine viel wichtigere, eine vertikale und transzendente Komponente gibt,
eine Komponente, die von Gott kommt und auf Gott gerichtet ist, also eine
Ebene, die sich uns erst im Glauben erschließt. Das Sakrament ist immer
eine Gnade Gottes, wir können ein Sakrament nicht einfordern. Jesus
Christus ist dabei das Ur-Sakrament, wahrer Mensch und wahrer Gott,
der ungeschaffen Schaffende. Und seine Kirche ist das Grund-Sakrament, in
der der Heilige Geist wirkt und in der wir leben dürfen. Und das eine
Sakrament, das Sakrament der Weihe, habe ich an diesem 28. November 2015
empfangen.
Der Diakon steht für den dienenden Christus. Er soll Menschen vor allem in
Notsituationen begleiten, er soll für die Ausgestoßenen,
die Verlassenen,
die Heimatlosen, die Gefangenen, die Kranken und die Sterbenden da sein, er
soll Hoffnung und Trost bringen, soll aber auch Salzfinger sein und den
salzigen Finger in die Wunden der Gesellschaft legen. Er soll das Auge
und das Ohr des Bischofs sein und diesen auf Notsituationen aufmerksam
machen. Er soll geistlicher Begleiter sein und seine Brüder und
Schwestern ermahnen, wo eine Ermahnung nötig ist. Wenn der Diakon
dann in persona Christi Gott und den Menschen dient, dann darf er auf
Gottes Gnadenwirkung und auf seine Hilfe bauen und vertrauen.
Nach der Weihe zum Diakon kam die Einkleidung, mir wurde von meinem
Ausbildungsmentor die Diakonenstola und die Dalmatik, das Amtsgewand des
Diakons angelegt. Bei der Einkleidung durften uns, wie wir es gewünscht
hatten, unsere Kinder helfen.
Die
vor allem auf dem nächsten Bild sichtbare Tonsur wird inzwischen nicht
mehr geschnitten, sie ist bei mir natürlich...
Die Aufgaben des Diakons sind die Grundvollzüge der Heiligen Kirche:
diakonia, leiturgia und martyria; die Diakonie (diakonia), der Dienst an
den Menschen, die
Liturgie (leiturgia), der Gottesdienst und das Gebet und das
Zeugnis (martyria), die Verkündigung
des Wortes Gottes. Für letzteres überreichte uns, jedem
einzeln, der Bischof das Evangeliar mit den Worten:
„Empfange das Evangelium Christi: Zu seiner
Verkündigung bist du bestellt.
Was du liest, ergreife im Glauben;
was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest,
erfülle im Leben.“
Gerade heute ist das Zeugnis und die Verkündigung des Wortes Gottes eine
besonders wichtige Aufgabe. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich andere
Menschen nur dann für Gott begeistern kann, wenn ich sein Wort nicht nur
verkünde, sondern es lebe. Die Freude des Glaubens muss nach Außen
gezeigt werden, die Freude meines Glaubens, der der Glaube unserer Heiligen
Kirche ist und der mich erfüllt!
Zum Abschluss der Weihezeremonie und damit zum Beginn der Eucharistiefeier
erteilten meinen beiden Mitbrüdern und mir
der Bischof und danach alle anwesenden Diakone den Friedensgruß. Der
Friedensgruß ist
in der Weiheliturgie als Zeichen der Gemeinschaft und der Aufnahme in den
Kreis der Mitarbeiter des Bischofs zu verstehen.
Auch das war wieder ein besonderer Moment, als die riesige Menge von Diakonen
aus dem Chorraum zu uns trat und jeden von uns mit einer Umarmung den
Friedensgruß gab. Eine nicht enden wollende Menge von Diakonen kam und
gratulierte jedem von uns, dem Carsten, dem Darius und mir.
Danach erfolgte die Eucharistiefeier, in der Darius als frisch geweihter Diakon
den Altardienst übernehmen und Carsten, Darius und ich die heilige
Kommunion, den Leib Christi austeilen durften.
In der Feier der Eucharistie wird Jesus Christus als gekreuzigter und
auferstandener Herr in den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig.
Die Kirche erfüllt den Auftrag Jesu beim letzten Abendmahl:
„Tut dies zu meinem Gedächtnis“.
Esther und Sarah dienten in dieser auch für sie besonderen Messe mit
besonderen Aufgaben, Esther übernahm die Rolle des Thuriferars
(Rauchfassträger) und Sarah die des Crucifers (Kreuzträger).
Astrid stand während der Eucharistiefeier neben dem Altar (und damit auch
neben mir) und sie erlebte diese Feier mit einer für sie ungeahnten
Intensität. Und für mich war es ganz wertvoll, dass fast meine
ganze Familie in die Weiheliturgie integriert war.
Leider existieren vom Abschluß dieser Heiligen Messe keine Bilder mehr
und so werden wir im Herzen aufbewahren, wie beim Auszug mein kleiner Sohn
Johannes zu mir gelaufen kam und den Auszug an meiner Hand mit mir machte und
wie wir zusammen, als wir aus der Kirche draussen waren, durch das Heer der
dort wartenden und klatschenden Priester und Diakone gehen konnten,
die im Kreuzganz
Spalier standen. Besonders dieser Gang durch die Menge der wartenden
Mitbrüder erzeugte bei mir eine regelrechte Gänsehaut.
Nach der Weihefeier gab es einen Sektempfang in der Aula des Generalvikariats,
ich merkte, wie die Spannung der letzten Tage nun langsam von mir abzufallen
begann. Eine Weihe zum Diakon ist eben etwas ganz besonderes im Leben und ein
tiefer Einschnitt, eine Veränderung für den geweihten Diakon, der nun
Kleriker ist und als solcher unter einer ganz anderen Beobachtung steht, aber
vor allem auch für seine Familie, die nun auch ganz anders gesehen wird.
Einen ersten Eindruck davon bekam ich schon am Abend dieses Tages, als ich,
nach meiner
ersten Assistenz mit Predigt in der Hl.-Kreuz-Kirche in Bochum, die Familie und
Freunde zu Glühwein und Bratwurst auf den Bochumer Weihnachtsmarkt einlud.
Ich trug das Kollarhemd und erntete neben vielen freundlichen Blicken und Worten
aber ebenso auch die ersten Blicke, die mir nicht so freundlich vorkamen.
Obwohl für die Weihe eine Bitte des Nichtphotographierens ausgesprochen
wurde, hat sich mal wieder jemand nicht daran gehalten und dennoch gefilmt.
Einen ganz besonderen Dank also an meine Ehefrau dafür,
dass sie ein paar Momente der
Weihe auch filmisch festgehalten hat. Nebenstehend stelle ich das gesamte
Videomaterial unbearbeitet ins Netz.