Predigt zum Blasiussegen

Am 4. Februar 2017 hatte ich im Wattenscheider St.-Elisabeth-Altenheim den Predigtdienst. Predigten im Altenheim sind eine besondere Herausforderung, weil hier ein anderer Anspruch gilt als in einer normalen Gemeindemesse. Viele der alten Menschen können zwar einer normalen Predigt gut folgen und hören sehr aufmerksam zu, es gibt aber auch die Heimbewohner, die nicht mehr die Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit besitzen und mit einer langen und komplizierteren Predigt leicht überfordert sind. Meine Predigten im Altenheim sind also selten viel länger als eine DIN A4-Seite und damit selten länger als vier Minuten.

Im Altenheim kommt es praktisch jedesmal vor, dass jemand in die Predigt einen Einwand oder eine Bemerkung wirft. Damit muss man dann umgehen! Das Ignorieren solcher Unterbrechungen ist aus meiner Sicht nicht förderlich.

Eine Predigt im Altenheim muss leicht verständlich sein, an manchen Stellen darf sie auch etwas Lustiges und Wachmachendes enthalten – deshalb habe ich zum Beispiel in der unteren Predigt den hl. Florian auch als Schutzheiligen für die Biertrinker angeführt, auch wenn mir die Quelle hierzu ziemlich windig vorkam – die gewünschte Auflockerung war gut erreicht. Beim Vortrag der Predigt ist im Altenheim wesentlich mehr als in der Kirche auf langsames Sprechen, gute Betonung, Aussprache und die Wirkung der Stimme zu achten. Die brauchbare Altenheimpredigt erkennt man übrigens spätestens an ihrem Ende, wenn man nachzählt, wie viele der alten Leute noch wach sind.

Liebe Schwestern und liebe Brüder,

wie halten sie es eigentlich mit ihrem Namenstag? Wissen sie, wann sie Namenstag haben? Feiern sie ihren Namenstag? Und wie halten Sie es mit ihrem Namenspatron? Haben sie sich mit ihm schon einmal auseinander gesetzt? Wissen sie, was ihr Namenspatron in seinem Leben getan hat und warum er heilig gesprochen wurde und deshalb nun ihr Namenspatron sein kann? Haben sie ihren Namenspatron schon einmal um Fürsprache bei Gott unserem Schöpfer und Vater angerufen? Und wie halten sie es mit all den anderen Heiligen, zum Beispiel der hl. Gertrud von Brabant, die die Namenspatronin unserer Propsteikirche ist? Oder der hl. Elisabeth von Thüringen, der Namensgeberin und Schutzheiligen des Altenheims unserer Gemeinde?

Heilige sind Menschen, von denen die Kirche mit voller Gewissheit sagen kann, dass sie sich durch verschiedene Werke, Wunder oder Lebensweisen schon jetzt in der selig machenden Schau Gottes befinden und von uns deshalb als Heilige verehrt werden dürfen und verehrt werden sollen. Heilige sind Menschen, die die Forderung des eben gehörten Evangeliums erfüllt haben: Sie waren das Salz der Erde, dass seinen Geschmack nicht verloren hat, sie waren das Licht der Welt, von dem Jesus eben im Evangelium gefordert hat: "So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen."

Heilige haben Gott gefällig gelebt und sind deshalb von der Kirche heilig gesprochen worden. Anders als Popstars, Fußballidole und Filmsternchen sind Heilige es wert, uns Vorbild zu sein. Wir sollen uns an ihnen orientieren, wir sollen ihr Leben als Leitschnur für unser eigenes Leben sehen und ihnen folgen.

Heilige sind jetzt schon bei Gott und können uns durch Gott und im Namen Gottes Schutz und Hilfe zukommen lassen. Heilige können Gott, den Vater, Gott den Sohn und Gott den Heiligen Geist jetzt schon für uns um etwas bitten, wenn wir unsere Heiligen darum bitten. Ich bin ziemlich sicher, dass sie schon das eine oder andere Mal den hl. Antonius um Hilfe angerufen haben, wenn mal wieder der Wohnungsschlüssel oder etwas anderes, wichtiges verschwunden war. Je nach ihrem Lebenswandel haben Heilige auch spezielle Schutzfunktionen und sind für etwas zuständig; und für alle Zuständigkeitsbereiche findet sich ein Heiliger. Etwa die hl. Katharina als Patronin der Gelehrten und Beschützerin der Ehefrauen, der hl. Achatius als Helfer bei Todesangst, die hl. Margaretha als Patronin der Gebärenden und Helferin bei Wunden und Verletzungen, der hl. Vitus oder auch Veit, der Helfer bei Geisteskrankheiten. Bei uns im Ruhrgebiet ist die hl. Barbara besonders wichtig, die zusammen mit der hl. Anna die Schutzheilige des Bergbaus ist. Und für manchen ist der hl. Florian wichtig, der nämlich nicht nur der Schutzpatron der Bierbrauer, sondern auch der der Biertrinker ist.

Ein anderer großer Heiliger ist der hl. Blasius. Er war zuerst Arzt in und dann Bischof von Sebaste, der Hauptstadt der ehemaligen römischen Provinz Armenien, einer Stadt im Nordosten der Türkei. Im Jahr 316, kurz vor dem Ende der Christenverfolgung starb der hl. Blasius als Märtyrer, er wurde wegen seines Glaubens eingesperrt und im Gefängnis enthauptet. Da er kurz vor seiner Hinrichtung noch ein Kind, das an einer Fischgräte zu ersticken drohte, vor dem Erstickungstod rettete, gilt er heute als Schutzpatron bei jeder Art von Halsleiden. Mit den Worten „Auf die Fürsprache des hl. Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheit und allem Bösen. Es segne dich Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist." wird der begehrte Blasius-Segen gespendet, der vom Priester oder Diakon mit einem Kreuzzeichen begleitet wird. Diesen Segen können sie heute nach dieser heiligen Messe erhalten.

Liebe Schwestern und liebe Brüder, wie halten Sie es eigentlich mit ihrem Namenspatron und Schutzheiligen? Ihr Schutzheiliger kann, wie der hl. Blasius, zu ihrem Helfer und Begleiter werden. Ihr Schutzheiliger kann ihnen Vorbild der Lebensführung sein, er kann zu einem wichtigen Fürsprecher für sie bei Gott werden, wenn sie ihrem Schutzheiligen dazu nur die Gelegenheit geben. Und übrigens, wer für sich keinen Namenspatron findet, der sei der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria als der Größten der Heiligen empfohlen.



Da meine Predigt bei den alten Menschen als interessant eingestuft wurde, fragte ich den Wattenscheider Propst, ob ich sie auch in der Propsteikirche halten könne, was dieser begrüßte und ich dann tat.

Es passiert immer wieder, dass ich nach einer Predigt nach der Messe angesprochen werde oder eine Email erhalte. So auch dieses Mal, ich bekam von einem Herrn eine mit Witz geschriebene Email, die mich sehr erfreute. Nach Rückfrage und ohne die Nennung des Namens darf ich die ersten Zeilen davon hier veröffentlichen:

Hochehrwürdiger Herr Diakon Franzke,
Ihre Predigt am Vorabend in St. Gertrud, also am 4.2.2017, war nach meiner Erinnerung seit wohl 40 Jahren eine der seltenen kern-katholischen Predigten. Viele sind gut katholisch – aber so zackig unökumenisch, das wagt selten jemand.
Aber Sie haben gefragt, und bekommen von mir eine Antwort:

...und dann bekam ich eine sehr interessante Schilderung, wie in der Familie des Briefschreibers die verschiedenen Namenstage behandelt werden.

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e-mail: Ulrich Franzke <diakon@franzke-bochum.de>