Haben Sie gesehen, das Auto des Diakons ist gewaschen. Das ganze Jahr
über ist das Teil dreckig, heute aber ist es gewaschen. Weshalb?
Gibt es morgen/heute etwa den Fahrzeugsegen?
Liebe Schwestern und liebe Brüder,
ja, die Urlaubszeit ist da, heute wird der Reisesegen und danach/morgen der
Fahrzeugsegen gespendet. Und jedes Jahr fährt der Diakon vor dem
Fahrzeugsegen mit seinem Auto durch die Waschstraße, immer einmal
im Jahr. Und spätestens jetzt stellen sich einem doch ganz viele
Fragen: Was ist eigentlich ein Segen? Ist ein Segen abwaschbar? Wer darf
Segnen? Und – Wenn wir unsere Fahrzeuge doch schon letztes Jahr
haben segnen lassen, warum dann dieses Jahr wieder, wie lange hält so
ein Segen eigentlich? Und was ist eigentlich ein Fahrzeug- oder ein Reisesegen?
Ευλογω im Griechischen,
ברך im Hebräischen, benedicere im Lateinischen
–
übersetzt ins Deutsche heißt das nichts anderes als gut-sprechen, Gutes sagen.
Wenn Menschen sich Segen zusprechen, wünschen sie sich Schutz, Glück, Erfüllung, Heil, sie wünschen sich Gutes. Wenn Menschen von einem anderen Menschen sagen, er sei ein Segen, dann sagen sie: dieser Mensch ist etwas Gutes. Und wenn es heißt, man solle ein Segen sein, dann wird damit gesagt, man solle ein Guter sein.
Der liebende Gott, der sich uns in seinem Sohn Jesus Christus offenbart hat, dieser Gott ist die Quelle alles Guten, die Quelle allen Segens; und der Segen ist die Zusage Gottes für Schutz und Gutes. Der Segen ist aber auch die Anfrage an unsere Bereitschaft, uns dem Segen entsprechend zu verhalten. Im Griechischen, im Lateinischen und im Hebräischen ist das Segnen in beide Richtungen möglich, es wird beides mal das gleiche Wort benutzt. Wenn Gott sein „benedico“ spricht, dann segnet er den Menschen und wenn der Mensch sein „benedicit“ Gott zuruft, dann lobpreist und huldigt er Gott. Gott segnet den Menschen und der Mensch segnet Gott, in unserer Sprache ist das leider nicht möglich. Der Segen ist also Gottes Zusage des Guten und unser Lobpreis als Antwort darauf.
Und damit ist auch schon die zweite Frage beantwortet, natürlich kann man einen Segen, Gottes Zusage des Guten, nicht abwaschen. Das der Diakon sein Auto nur einmal im Jahr wäscht, muss also einen anderen Grund haben.
Liebe Schwestern und liebe Brüder,
letztes Wochenende war im Kardinal Hengsbachhaus in Essen das Abschlusswochenende der Diakonenausbildung, die 13 im Jahr 2015 geweihten Diakone haben sich zum letzten Mal offiziell getroffen, ihre Schlüssel für das Kölner Priesterseminar abgegeben und ihre Abschlusszeugnisse entgegen genommen. Nach sieben Jahren ist das Studium und die Ausbildung nun zu Ende. Ganz am Anfang der Ausbildung meinte unser Kölner Dozent für Liturgie einmal scherzhaft: „...und wenn sie dann geweiht sind, dann dürfen sie sich Visitenkarten drucken lassen und im Bogen über ihren Namen 'Segnungen aller Art' schreiben.“ Wer also darf segnen? Nur der Diakon, der Priester oder der Bischof?
Die ausdeutenden Riten gehören zu einer Taufe dazu, nach einer Taufe wird der Täufling mit dem Chrisam-Öl gesalbt. Damit soll gezeigt werden, dass der Getaufte nun nicht nur Kind Gottes mit Gott in seiner Vaterschaft ist, sondern das der Mensch nun auch in der besonderen Nachfolge unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus steht, „der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit“. Und damit ist auch schon die nächste Frage beantwortet: „Auf Grund des allgemeinen und besonderen Priestertums [...] kann jeder Getaufe und Gefirmte segnen“, so steht es im Benediktionale, dem Buch der Kirche über das Segnen. Und Sie, liebe Schwestern und Brüder, Sie segnen und bitten um den Segen doch auch immer wieder. Sie segnen sich selber, wenn Sie das Kreuzzeichen machen, gerade eben beim Betreten der Kirche etwa, wo sie auch noch das gesegnete Weihwasser dafür benutzt haben. Oder Mittags beim Essen, wenn Sie sprechen: „Komm Herr Jesus und sei unser Gast und segne, was Du uns bescheret hast“, mit diesem kurzen Gebet bitten Sie Gott um seinen Segen. Oder wenn Sie Ihren Kindern oder ihrem Ehepartner morgens beim Verlassen des Hauses ein kleines Kreuz auf die Stirn zeichnen, auch dann segnen Sie, Sie bitten um die Zusage Gottes für Schutz und Hilfe, sie stellen sich selber oder einen geliebten Menschen unter den Schutz Gottes. Und bedenken Sie: Wir sollen unsere Feinde segnen, sie nicht hassen, heißt eine der sehr schwierigen Forderungen unseres Herrn und Retters Jesus Christus. Segnen darf also jeder von uns. In der Familie sollen Sie sogar segnen, so oft es geht.
Im Benediktionale heißt es: „Jeder Getaufte kann segnen. Je mehr aber eine Segnung auf die Kirche als solche und auf ihre sakramentale Mitte bezogen ist, je mehr ist sie den Trägern eines Dienstamtes zugeordnet.“ Es scheint unterscheidensnötig zu sein, wann der geweihte Kleriker, wenn er „in persona Christi“ handelt, den Segen zusagt und wann der Laie in der Nachfolge Jesu um den Segen bittet. Um Gottes Segen bitten wir alle immer wieder und Gott hat uns, in Jesus Christus, seinem Sohn unserem Herrn, seine Hilfe und seinen Schutz zugesagt.
Wenn wir nachher den Reisesegen empfangen, dann soll uns das bewusst machen, dass auch der Urlaub eine Gabe Gottes ist. Der Urlaub darf uns als Zeit dienen, Gottes Nähe im Gebet, in der Meditation und der Ruhe zu suchen und auch in der Schönheit seiner Schöpfung zu finden.
Selber als Motorradfahrer freue ich mich, dass zur Fahrzeugsegnung (morgen) neben allen möglichen Fahrzeugen, wie Autos, Kinderwagen, Fahrrädern, Rollatoren und Bobycars auch noch eine Anzahl von Motorrädern da sein werden. Das Fahren mit dem Zweirad ist etwas ganz besonderes: Viel näher an der Natur dran und den Fahrtwind um die Nase lebt der Zweiradfahrer aber auch gefährlicher als der Autofahrer: Wie leicht ist es, einen Zweiradfahrer zu übersehen oder falsch einzuschätzen. Deshalb ist hier besonders der Ruf um Gottes Schutz und Hilfe gefragt, deshalb ist hier besonders Gottes Segen nötig.
Und der motorisierte Zweiradfahrer, mit jeder Menge PS und Motor unter dem Hintern, auch er ist besonders zu einem verantwortungsvollen Umgang und einem überlegten und vorsichtigen Fahren aufgerufen. Das ist der andere Teil des Segens, unsere Verantwortung, unser Lobpreis Gottes dadurch, dass wir unsere Verpflichtung vor Gott gewissenhaft wahrnehmen. Und deshalb ist es auch nötig, den Fahrzeugsegen jedes Jahr wieder neu zu spenden und zu empfangen, weil zwar Gott ein treuer und verlässlicher Gott ist, es aber gut ist, uns Menschen immer wieder an unsere Verpflichtungen vor Gott zu erinnern. Denn ein Segen besteht immer aus zwei Teilen, Gottes Zusage des Guten und unserem Lobpreis als Antwort darauf. Gottes „benedico“ und unser „benedicimus“.
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e-mail: Ulrich Franzke <diakon@franzke-bochum.de>