In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Noch vieles habe ich euch zu sagen,
aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.
Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit,
wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten.
Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden,
sondern er wird reden, was er hört,
und euch verkünden, was kommen wird.
Er wird mich verherrlichen;
denn er wird von dem, was mein ist, nehmen
und es euch verkünden.
Alles, was der Vater hat, ist mein;
darum habe ich gesagt:
Er nimmt von dem, was mein ist,
und wird es euch verkünden.
Liebe Schwestern und liebe Brüder,
die Dreizehn ist meine Lieblingszahl, denn sie besteht aus den beiden Ziffern Eins und Drei – ein Gott in drei Personen. Mit dem Kreuzzeichen haben wir diese hl. Messe begonnen und dabei gesagt: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Aber was bedeutet das? Was haben wir da eigentlich gesagt? Das Kreuzzeichen ist Segen, ist ein Sich-selber-segnen; das Kreuzzeichen ist ein starkes Glaubensbekenntnis, denn es ist die Anrufung der allerheiligsten Dreifaltigkeit, des einen Gottes in drei Personen, in der Person des Vaters, in der Person des Sohnes und in der des Heiligen Geistes. Und heute ist Dreifaltigkeitssonntag, das ist doch sicher ein Grund, einmal über die Dreifaltigkeit und über den dreieinen Gott nachzudenken.
Ganz am Anfang möchte ich Ihnen aber eine Frage stellen, die uns einmal in der Ausbildungszeit in Köln gestellt wurde: Haben sie sich schon einmal beobachtet, an welche der drei Personen Gottes sie ihre Gebete richten? Wen sprechen sie in ihrem Gebet an, den Vater, den Sohn oder den Heiligen Geist? Oder wechselt sich ihr Addressat je nach Anliegen? Es ist sehr interessant, einmal nachzusehen, wie das eigene Verhältnis zu Gottvater, zu Jesus dem Sohn und zu Gott dem Heiligen Geist ist, ich kann es ihnen nur sehr nahelegen, sich hier einmal selber zu beobachten.
Unser christlicher Glaube ist kompliziert und voller Spannungen, eine dieser Spannungen wollen wir uns heute ansehen und – liebe Brüder und liebe Schwestern, bitte glauben sie nicht, dass ich diese Spannungen und unseren Glauben verstehen kann, zu oft haben sie ja schon von mir den Satz gehört, dass ich fürchte, durch das Nachdenken über unseren Glauben daran wahnsinnig werden zu können.
Ein dreieiniger Gott – in drei Personen ein Wesen. Kann man das überhaupt verstehen? Und kann man überhaupt glauben, was man nicht versteht? Haben Sie schon einmal versucht, das jemandem zu erklären? Wir haben ja inzwischen viele Muslime in unserem Land, sprechen sie doch mal mit einem von denen über unseren Glauben und die Dreifaltigkeit, vielleicht werden sie dann ja hören: „Ja, die Christen sind komisch. Sie sagen, sie würden an einen Gott glauben, aber in Wirklichkeit sind es drei Götter: Gott der Vater, und Jesus der Sohn ist auch ein Gott und Maria die Mutter auch eine. So ticken die Christen eben.“ Sind sie dann in der Lage, diesem Menschen unseren Glauben nahe zu bringen?
Einen Streit hatte ich mit meiner Frau vor über sechs Jahren, als ich der Meinung war, unser Sohn sollte Athanasius als einen seiner Namen bekommen und Johannes Aaron Athanasius heißen. War es doch der große Kirchenvater Athanasius von Alexandria um 320 nach Christus, der den Kampf gegen die Arianer führte, die behaupteten, Jesus sei ein Geschöpf Gottes, ein großer und ganz besonderer Mensch, aber eben nur ein Mensch. Und, liebe Brüder und liebe Schwestern, diesen Kampf dürfen wir heute wieder führen, denn gerade heute bekennen sehr viele Menschen Jesus wieder als einen ganz Großen, aber eben nur als einen ganz großen Menschen, ähnlich dem Dalai Lama, Buddah, Mohammed oder einem anderen Religionsstifter. Dabei ist Jesus Gott und Mensch, wahrer Gott und wahrer Mensch und damit ein Element der Dreifaltigkeit.
Was wäre, wenn Jesus nun wirklich nur ein großer Mensch gewesen wäre: Wie wäre dann der Satz Jesu, den wir heute gehört haben, zu verstehen: „Alles, was der Vater hat, ist mein“? Der Satz wäre eine reine Überheblichkeit, er wäre Gotteslästerung. Und die Gotteslästerung war ja auch der angeführte Grund und die Anklage, mit der Jesus ans Kreuz geschlagen werden sollte. Wäre Jesus nur ein großer Mensch gewesen, müssten wir viele seiner Aussagen ganz neu und anders beurteilen. Dann wären viele seiner Aussagen überhaupt nichts wert, weil nur ein Mensch sie uns gesagt hat und Menschen lügen können. Und wir Christen, die wir sogar seinen Namen angenommen haben, wären die betrogenen, würden sogar einen Menschen anbeten, würden uns selber damit der schlimmsten Gotteslästerung schuldig machen. Was wäre die Aussage Jesu an den reuigen Verbrecher neben ihm am Kreuz wert, als er zu ihm sagte: „Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein“? Wie viel Hoffnung könnten wir dann aus solch einer Aussage für unsere eigene Ewigkeit noch ziehen? Wahrscheinlich gar keine mehr.
Und wenn wir, wie wir es auch in mancher Predigt und manchem Gottesdienst hören, Jesus nur noch auf „Bruder und Freund“ reduzieren, welchen Wert hat er dann noch für uns? Wieviel mehr dagegen bringt ihnen ein Jesus, der mehr kann, als sich nur als ein Bruder und Freund neben sie zu setzten und mit ihnen mitzuleiden? Wieviel mehr bringt ihnen ein Jesus, der ihnen nicht nur brüderlich den Arm um die Schulter legt und mit ihnen weint und sie bemitleidet, sondern sie auch noch aus ihrem Leid und Elend erlösen wird, weil er eben nicht nur ein großer Mensch ist? Und wieviel mehr bringt Ihnen ein Jesus, der neben Bruder und Freund auch Erlöser, Schöpfer, Richter, Retter, Heiland – eben Sohn Gottes und damit allmächtiger Gott ist? Und was ist mit dem Heiligen Geist, der doch unser Begleiter ist? Wenn das mit der Dreifaltigkeit eben nicht so ist, ist der Heilige Geist dann auch nur Schall und Rauch? Kann der Heilige Geist uns noch irgendeine Hilfe sein, wenn wir meinen, uns in der Dreifaltigkeit Gottes zu irren?
Als ich meiner Frau diese Predigt vorlas, unterbrach sie mich an dieser Stelle und sagte, ich solle doch auch berichten, wie es mit den Namensproblemen unseres Sohnes weiter gegangen ist. Ja, die Geburt unseres Sohnes war dramatisch, zehn Wochen zu früh kam er auf die Welt und hatte dann ein Gewicht von 1500 Gramm, die Geburt dauerte zwei Rosenkränze; die danach folgende Operation an meiner Frau noch weitere fünf Stunden, das sind etwa 13 Rosenkränze – die Ziffern Eins und Drei. Als meine Frau nach zwei Tagen wieder ansprechbar war, schlug ich ihr die Namen Johannes Aaron Maria vor, als Dank an die Gottesmutter für ihre Fürsprache und Hilfe. Aber auch damit konnte ich bei meiner Frau keine große Begeisterung wecken.
Heute, liebe Brüder und liebe Schwestern, ist Dreifaltigkeitssonntag, Grund genug, über dieses schwierige Thema nachzudenken. Die Kirche hat es auch gemacht, über Jahrhunderte hinweg. Und sie hat die vielen Hinweise in der Heiligen Schrift gesehen und erkannt: Es ist der eine Gott, eines Wesens in drei Personen. Der Vater und der Sohn und der Heilige Geist, es ist der Liebende, der Geliebte und die Liebe selber! Und im heutigen Evangelium haben wir wieder so einen Hinweis bekommen, dass es ein Gott in drei Personen ist.
Es sind nicht drei Wesen und damit drei Götter, es ist einer. Wir beten einen Gott an. Und dieser eine Gott ist Gottvater, Gottsohn und Gott der Heilige Geist. Jesus hat uns gesagt: „Ich und der Vater sind eins!“ Und an einer anderen Stelle, „ich bin der Weg, und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Jesus kann das nur sagen, weil er im Vater und der Vater in ihm ist, weil sie eines Wesens sind.
Jesus hat uns heute auch gesagt, dass wir vieles heute noch nicht tragen, heute noch nicht begreifen können. „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten.“ Der Heilige Geist wird uns in die Wahrheit Gottes leiten, diesem Geist muss man sich dann nur gläubig und vertrauensvoll öffnen und hingeben. Die Dreifaltigkeit ist etwas, was man nur im Glauben annehmen und fassen kann, denn begreifen und verstehen kann man sie nicht – ich jedenfalls nicht. Aber erfahren und erspüren kann man sie, wenn man sich auf den Geist einlässt und sich von ihm führen lässt.
Liebe Schwestern und liebe Brüder, das Nachdenken über die Dreifaltigkeit ist wichtig; das Beobachten, wie man selber damit umgeht und ob man sich dem dreieinen Gott, dem einen Gott in einer unauflöslichen Einheit, überhaupt öffnen kann, kann aber viel hilfreicher und förderlicher sein. Und dann ist das Nachdenken über sich selber und den eigenen Glauben, vielleicht das Aufdecken der eigenen Glaubenskrisen und das Sprechen über diesen Glauben und seine Krisen noch viel wichtiger. Gerade heute, am Dreifaltigkeitssonntag.
Ach ja, vor sechs Jahren im Namensstreit hat übrigens meine Frau gewonnen, unser drittes Kind heißt Johannes Aaron Joseph, die Namenfolgen Johannes Aaron Athanasius oder Johannes Aaron Maria fand meine Frau dann doch zu heftig und ich konnte mich damit abfinden, denn meine Lieblingszahl ist doch in seinem Geburtsjahr, dem Jahr 2013 mit der Dreizehn enthalten – ein Gott in drei Personen.
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