Mein Königtum ist nicht von dieser Welt

34. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr B
Hochfest Christkönig



+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (Joh 18, 33b-37)
In jener Zeit fragte Pilatus Jesus:
Bist du der König der Juden?
Jesus antwortete:
Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt?
Pilatus entgegnete:
Bin ich denn ein Jude? Dein eigenes Volk und die Hohenpriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan?
Jesus antwortete:
Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.
Pilatus sagte zu ihm:
Also bist du doch ein König?
Jesus antwortete:
Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.










Liebe Schwestern und liebe Brüder,

„sterben tun immer nur die anderen“, so können wir einen Gedanken des Philosophen Martin Heidegger auf den Punkt bringen, mit dem er auf das je eigene Sterben aufmerksam machen wollte. Und heute, am letzten Sonntag im November, an dem wir das Hochfest Christkönig feiern, sollen wir uns noch einmal mit dem Sterben und dem Tod auseinander setzen? Ja, denn auch Jesus Christus hat uns heute im Evangelium an die Endlichkeit unserer Zeit in diesem Leben erinnert, als er sagte: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“

Jedes Jahr ist der 25. November für mich ein besonderer Tag, manchmal auch noch immer ein besonders schwerer Tag. Am 25. November 1975, also heute vor 43 Jahren, ich war damals zehn Jahre alt, habe ich meine Großmutter tot auf ihrem Sofa gefunden. Am Morgen war ich losgegangen in die Schule und sie hatte mich, wie jeden Morgen verabschiedet, am Nachmittag, als ich mit meinen Schulaufgaben zu ihr kommen wollte, war sie tot. Ich habe meine Großmutter geliebt und sie hat ihre Enkelkinder geliebt! Und von meiner Großmutter, meiner Oma, die mit meinen Eltern, meinen Brüdern und mir im gleichen Haus wohnte, möchte ich Ihnen heute erzählen, unter anderem auch, weil sie mich durch ihren besonders starken und festen Glauben an Gott geprägt und sehr daran mitgewirkt hat, dass ich heute, liebe Schwestern und liebe Brüder, ihr Diakon bin.

Jeden Sonntag sind wir, die ganze Familie, damals in die Kirche gegangen. Aber während der Rest der Familie hinten saß, setzte sich meine Oma mit mir ganz nach vorne, in die zweite Reihe. Ich erinnere mich an die vielen bunten Kniekissen, die sich die älteren Damen selbst genäht und an die Huthaken in der Bank gehängt hatten und die dort immer hingen, denn damals gab es noch keine Polster auf den Kniebänken. Meine Oma reservierte sich keinen Platz mit solch einem Kissen; meine Mutter und ich witzelten immer wieder, dass sie es nicht bräuchte, weil sie doch so katholische Knie habe. Für mich konnte sie aber jeden Sonntag ein solches Kissen von irgendwo ausleihen, meine Knie waren damals noch nicht so katholisch und das knien auf den harten Holzbrettern tat weh.

Obwohl ich erst zehn Jahre alt war, als meine Oma starb, habe ich viele sehr schöne Erinnerungen an sie und die Zeit damals. Und viele davon haben mit Glauben und Kirche zu tun. Ich sehe mich noch singend neben ihr in der Kirchbank stehen. Das endlich wieder in das Gotteslob aufgenommene Lied „Erde singe, dass es klinge“, die Nummer 411, die damals übrigens noch ein Weihnachtslied war, war eines ihrer Lieblingslieder. Ganz oben auf der Hitliste der Kirchenlieder meiner Oma stand aber das Lied „Maria breit den Mantel aus“ und, liebe Brüder und liebe Schwestern, ihre Marienfrömmigkeit war beachtlich.

Eine atheistische Sicht auf den Sinn des Lebens können wir auch wieder mit Martin Heidegger zusammen fassen, der eine solche Frage so beantwortet hätte: „Der Sinn des Lebens ist der Moment zwischen der Geburt und dem Tod.“

Meine Oma habe ich damals nie nach dem Sinn des Lebens gefragt, ich war ja auch noch ein Kind. Manchmal haben wir über den Glauben gesprochen. Oft war das nicht nötig, denn der Glaube wurde gelebt, der Glaube war Bestandteil des Seins, der Glaube war selbstverständlich. Und der Glaube war stark, im Glauben waren wir fest verwurzelt, der Glaube war – und ist es noch heute – wunderbar.

Und obwohl ich meine Oma nie nach dem Sinn des Lebens gefragt habe, kenne ich ihre Antwort auf eine solche Frage. Martin Heidegger hätte den Sinn des Lebens nur im Diesseits gesehen, da ihm jegliches Übersinnliche und Metaphysische fremd war und es für ihn keinen Gott gab. Meine Oma hätte gesagt, der Sinn des Lebens ist es, Jesus Christus kennen und lieben zu lernen und das eigene Leben auf ihn hin auszurichten, Jesus Christus als Mittelpunkt im Leben zu haben, Jesus Christus als das „Einzige“ und das „Alles“ anzusehen, was es gibt. Und sie hätte diese Frage so beantwortet, weil Jesus Christus heute gesagt hat: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“

Es ist unser christlicher Glauben, dass das Leben mit dem Tod nicht zu Ende ist, dass das Sterben nur einen Übergang darstellt. Und wir hoffen dass es ein Übergang in das Königtum unseres Schöpfers sein wird. Aber daran müssen wir arbeiten. Aus der Sicht meiner Oma war das Heil kein Automatismus. Es war der Glaube meiner Großmutter, dass sie im Moment des Sterbens ihrem Retter, Richter und Erlöser, ihrem Herrn Jesus Christus begegnen wird. Und er wird sie fragen, so wie er den Petrus gefragt hat: „Liebst du mich?“ Und ihre Seele wird diese Frage beantworten, ganz ehrlich – ohne lügen zu können.

Liebe Brüder und liebe Schwestern, auf die Antwort auf diese kleine, aber alles entscheidende Frage kommt es an. Und es ist auch mein Glaube, dass ich meinem Schöpfer und Herrn Jesus Christus, dessen Reich nicht von dieser Welt ist, im Moment meines Sterbens im individuellen Gericht begegnen werde und er mir diese Frage stellen wird: „Liebst du mich?“ Und auf meine Antwort wird es ankommen. Wird meine Seele sie mit einem klaren Ja beantworten, dann steht der Himmel offen. Wenn da aber irgendwelche Schatten sein werden und mein Ja nicht ganz eindeutig und klar kommen kann, dann werde ich auch erst noch eine Zeit der Reinigung brauchen. Und wenn meine Seele, die nicht lügen kann, die Frage nur mit einem Nein beantworten wird, dann werde ich meine Ewigkeit sicher an einem sehr Gottes fernen Ort zubringen. Ich selber bin es und werde es sein, der über den Ort entscheidet, an dem ich meine Ewigkeit verbringen werde.

Für meine Oma war das Leben der Ernstfall. Und sie hat es gelebt mit nur dem einen Ziel. Für meine Oma waren ihre 79 Jahre Leben ein Nichts im Vergleich zur Ewigkeit, die auf sie wartete und auf die hin sie gearbeitet hat und doch waren ihre 79 Jahre ein Alles, weil es darauf ankommt, mit dieser Zeit richtig umzugehen, um zu Gott kommen und bei ihm sein zu können. Aus ihren Aufzeichnungen weiß ich, dass sie sich mit ihrem Tod und ihrem Sterben auseinander gesetzt hat. Ganz sicher hat sie Gott um eine gute Sterbestunde angerufen, vorbereitet und mit den hl. Sakramenten gestärkt wollte sie den Weg gehen. „A subitanea et improvisa morte – libera nos, domine!“; Vor einem plötzlichen und unvorbereiteten Tod bewahre uns, oh Herr, das hat sicher auch meine Oma gebetet, so wie wir es heute noch zum Abschluss einer jeden Komplet, eines jeden Nachtgebets tun. Für meine Oma war das Leben der Ernstfall.

Sie war so fest im Glauben, dass die Ewigkeit, das ewige Leben, für sie mehr als eine Glaubenswahrheit war. Sie hat darauf hin gelebt, die Frage Jesu Christi „Liebst du mich?“, auf die sie sich ihr ganzes Leben lang vorbereitet hatte, mit einem klaren Ja beantworten zu können. Und sie war ihren Kindern und Enkelkindern ein Vorbild im Glauben. Es war ihr wichtig, dass auch ihre Kinder und Enkelkinder beständig darüber nachdenken, was in diesem Leben wirklich wichtig ist. Es war ihr ganz wichtig, das wir den Sinn des Lebens eben nicht nur als den Moment zwischen der Geburt und dem Tod ansehen. Es war ihr ganz wichtig zu zeigen, dass man frei von Angst über das Leben, das Sterben und vor allem über das, was danach sein wird, nachdenken kann; angstfrei und voll Hoffnung. Weil unser Herr Jesus Christus ein König und sein Königtum nicht von dieser Welt ist. Und weil der Tag kommen wird, an dem der Satz „Sterben tun immer nur die anderen“ seinen Wahrheitsgehalt ändern und es einen Übergang geben wird. Weil es dann darum geht, bei Gott zu sein, in seiner Herrlichkeit, in seinem Königtum, bis in alle Ewigkeit, ohne Ende!













Schon im geistlichen Vorwort der Wattenscheider Pfarrnachrichten für die Zeit vom 24. November bis 9. Dezember 2018 hatte ich über den November als einen Monat geschrieben, der an Tod und Sterben erinnern soll und den Allerheiligen- und den Allerseelentag mit den verbundenen Gräbersegnungen und dem Aufstellen der Kerzen erwähnt. Auch erwähnt hatte ich den möglichen Allerseelenablass und das Beten für die Seelen im Fegefeuer. (Über den Ablass hatte ich schon in meiner Predigt zum Jahr der Barmherzigkeit gesprochen, aber das ist ein Thema, das demnächst sicher mal wieder vertieft werden darf...) Mit folgenden Worten begann der Artikel in den Pfarrnachrichten: „Anfang und Ende, Abschied und Neuanfang, Leben und Sterben, Sein und Tod, das sind Themen, die unsere Zeit im Moment gerade besonders prägen. Der November, ein Monat, der uns mit seinen Tagen an das Sterben und den Tod erinnern soll, ist noch nicht vorbei und schon steht der Dezember vor der Tür, der mit dem ersten Advent den Neuanfang durch den Beginn des neuen Kirchenjahres einläutet.“ Und die Predigt sollte die Fortsetzung der im Pfarrbrief angesprochenen Gedanken sein.

Besonders die hl. Messe am Vorabend zum Hochfest Christkönig, also am 24. November 2018, war durch den Chor, die Chorgemeinschaft Propsteichor und Herz Mariä unter Leitung unseres Organisten August Köster, der an diesem Tag am Klavier saß, besonders festlich. Und trotz Erkältung und Halsschmerzen konnte ich den Hallelujaruf und das Evangelium noch singen, am darauffolgenden Sonntag war das nicht mehr möglich.





Aber warum solch eine Predigt und ein solches geistliches Vorwort? In einer Wattenscheider Firmgruppe, in der sich auch meine Tochter Esther auf das hl. Sakrament der Firmung vorbereitet, wurde das Apostolikum, das Apostolische Glaubensbekenntnis, Satz für Satz durchgearbeitet, wie Esther mir berichtete. Dabei wurden die Sätze an eine Tafel geschrieben und die Jugendlichen bekamen je einen grünen und eine roten Aufklebepunkt. Den grünen Punkt sollten sie bei dem Satz kleben, der ihnen am angenehmsten war, den roten bei dem Satz, der ihnen das größte Problem mache. Dabei haben acht von zwölf Firmanden je einen roten Punkt geklebt bei dem Satz: „und das ewige Leben.“ (Nur zwei Punkte wurden nicht geklebt, nur zwei der Firmanden hatten demnach bei keinem der Sätze ein Problem.) Es besteht also (wenigstens) ein Problem bei dem Glauben an das Danach. Heißt das nun, der Kirche ist es bei acht der zwölf Firmanden (das sind zwei Drittel!) bisher nicht gelungen, ihnen die Idee des ewigen Lebens zu vermitteln? Ehrlich gesagt, das macht mich nicht nur traurig, das wühlt mich auf. Denn der Glaube an das ewige Leben ist ja nunmal einer der wichtigsten Aspekte des Christentums, ein Aspekt, der dann erst vieles weitere nach sich zieht, unter anderem auch die Frage nach dem Wo...





Ist der Glaube an das ewige Leben mit einem roten Punkt belegt und macht damit der Satz „[Ich glaube an...] das ewige Leben.“ Probleme, was taugt dann noch der Glaube? Welchen Wert hat solch ein Glaube? Spielen wir das mal weiter: Wenn der Gedanke an das ewige Leben problematisch ist, kann man diesen Gedanken doch einfach negieren; es gibt also kein ewiges Leben. Dann braucht man auch keinen Gott, denn - so lehrt es die Erfahrung - unser Gott ist doch einer, der sowieso viel zu selten eingreift und alles mögliche zulässt, was eigentlich nicht geschehen dürfte. Also kann man, wenn es kein ewiges Leben gibt, diesen Gott auch wegpacken; das Ergebnis ist Atheismus. Oder ist der rote Punkt an das ewige Leben geklebt worden, weil sich vielleicht in der Ewigkeit alles unendlichmal wiederholen wird und damit die Vorstellung von der Ewigkeit unendlich langweilig ist? Dann darf Gott solange noch bleiben, bis die Vorstellung vom ewigen Leben zum Albtraum geworden ist, also ein schleichender Atheismus. Oder hat es etwas mit der Vorstellungskraft zu tun? Aber da kann ich nur sagen, ich habe auch mal gelernt mit Unendlichkeiten zu rechnen (Unendlich mal zwei ist eben auch wieder Unendlich), die Vorstellung der Unendlichkeit fällt mir aber auch schwer. Der Versuch, die mich umgebende Unendlichkeit oder Ewigkeit zu begreifen, gelingt mir auch nicht immer gut, dennoch habe ich kein Problem damit. Nicht alles, was ich nicht fassen kann, muss mir also ein Problem sein. Und vor allem: Nicht alles, was ich nicht fassen kann, darf deswegen nicht sein! An dieser Stelle könnten wir noch weitere Möglichkeiten durchspielen, es würde aber an dem Ergebnis des Rüttelns und Zweifelns an Gott nichts ändern. Der Glaube an das ewige Leben ist elementar für unseren christlichen Glauben. Gibt es mit dem Glauben an das ewige Leben Probleme, ist der Glaube an Gott in einer Krise, ist der Weg in den Atheismus vorgegeben. Atheismus ist inzwischen weit verbreitet, liegt das vielleicht daran, das wir uns zu wenig mit den letzten Dingen, dem Sterben, dem Tod und dem Danach, auseinander setzen?

Esther berichtete weiter, dass nach dem Kleben der Punkte versucht wurde, über das Problemthema „und das ewige Leben.“ zu sprechen, es kam aber nur zu einer Wortmeldung eines Jungen, der meinte, er könne mit dem ewigen Leben nichts anfangen, weil er davon ausgeht, dass er mit seinem Tod weg ist, das es also kein Danach gibt.





In dieser Predigt sollte es also um „Atheismus versus Glauben“ und dort den Glauben an unseren dreifaltigen Gott und den Glauben an das ewige Leben gehen. Die Kirche ist überreich, sie hat so viele hoffnungsgebende Botschaften, sie kann so hilfreich sein. Die frohen Botschaften der Kirche werden aber nicht mehr gehört, vielleicht werden sie auch einfach nicht mehr verstanden oder, was mir bei der Menge der zu findenden Predigten zu politischen und soziologischen Themen erscheint, unsere hoffnungsgebenden und so wertvollen Botschaften werden nicht mehr (vollständig) vermittelt und totgeschwiegen. Solch einen Eindruck kann ich auch bekommen, wenn mein protestantischer Nachbar seine andere Kirchenzugehörigkeit mit dem Satz „Ich bin im anderen Kaninchenzüchterverein!“ auf den Punkt bringt und damit sagt, dass er über seine Kirche nichts mehr aussagen kann und über seinen Glauben zu wenig weiß.

Unser katholischer Glaube ist nicht einfach. Es gibt einfachere Religionen als den Katholizismus. Und dadurch, dass wir inzwischen unseren Glauben hinterfragen und beleuchten dürfen und auch sollen, ist er noch komplizierter geworden. Natürlich ist es schwer, die vielen verschiedenen Themen „an den Mann“ zu bringen. Aber das Weglassen, das Nicht-Anpacken-Wollen, die Verweigerung ist hier doch auch keine Lösung! Weil die Themen zu herausfordernd sind, kann ich sie doch nicht einfach ignorieren. Auch das Weglassen führt in den Atheismus und zieht weitere Weglassungen nach sich und irgendwann darf man sich die Frage stellen: Mangelt es uns in unserer Kirche vielleicht einfach nur an Gott dadurch, dass wir ihn dort nicht mehr haben wollen? Weil er zu anstrengend ist, wie schon Dostojewski in „Die Brüder Karamasov“ feststellte? Oder, wie ich in einer Karfreitagpredigt mal provokativ sagte: „Jesus ist eine Spaßbremse, Jesus muss weg...“





Wer kann in der Diskussion „Atheismus versus Glauben“ welche Position gut besetzen? Natürlich liegt Epikur und die Verdrängung des Todes auf der Hand: „So ist also der Tod, das schrecklichste der Übel, für uns ein Nichts: Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr. Folglich betrifft er weder die Lebenden noch die Gestorbenen, denn wo jene sind, ist er nicht, und diese sind ja überhaupt nicht mehr da.“ Für die atheistische Sicht gefiel mir aber die Position von Martin Heidegger noch besser. Aus Heideggers atheistischer Sicht ist der Tod die Vollendung des Lebens und der Sinn des Lebens damit der Moment zwischen der Geburt und dem Tod, wie er in seinem Werk „Sein und Zeit“ schreibt. (Ich musste dieses Buch für zwei Prüfungen (1990 und 2015 (und wenn man über Heidegger schreibt, darf man auch Klammern in Klammern setzen...)) schon zweimal lesen.) Da wir aber mit dem Moment des Todes tot sind, werden wir die Vollendung des Lebens nicht erleben. Eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod, Heidegger nennt es eine Vorwegnahme, kann dann aber, aus der Sicht des Philosophen, der Vollendung des Lebens (zu Lebzeiten) zuträglich sein.





Gut, die eine Position ist mit Martin Heidegger gut besetzt, aber wer kann die andere Position besetzen? Da ich wegen des 25. Novembers, des Todestages meiner Großmutter, sowieso schon an sie dachte, war das genau die Person, die es besser nicht sagen konnte. Auf der einen Seite kann ich meine Oma damit ehren und meinen Respekt und meine Liebe zu ihr ausdrücken, auf der anderen Seite konnte sie Glauben vermitteln dadurch, dass sie ihn gelebt hat. Und immerhin hat sie es geschafft, ihren Glauben einem damals Zehnjährigen, also mir, glaubhaft zu machen. So glaubhaft, dass ich ihn heute lebe. Ich habe also meine Oma, eine einfache Frau mit tiefem Glauben und aus Überzeugung ohne Kniekissen, gegen den Philosophen Martin Heidegger antreten lassen.

In der Predigt sind - gut verpackt im warmen Mantel der Oma - katholische Wahrheiten enthalten: unter anderem auch die komplette Eschatologie; die Lehre von den letzten Dingen, die Lehre von Tod, Gericht, Himmel und Hölle. Und es geht! Man kann auch heute noch sperrige Themen, wie etwa diese Lehre von den letzten Dingen, weitergeben; so weiter geben, dass sie bei den Hörern wirkt.

Aus meinen im Netz vorhandenen Vorlesungen u.a. zur AutoID, zur automatischen Identifikation an der TU Dortmund und an der St.-Gallener-Uni kenne ich es, wie es einen selber trifft, wenn man in die müden und gähnenden Gesichter mancher Studenten blickt (zum Glück immer noch die Minderheit!) und sich fragt, warum die nun so uninteressiert erscheinen (Studenten verlassen auch einfach mal den Hörsaal, für diese scheint dann der Wehnersche Satz „Wer rausgeht, muss auch wieder reinkommen“ nicht zu gelten...). Während meiner Predigt dagegen konnte ich an den drei Malen, an denen ich sie hielt (zweimal in der Wattenscheider Propsteikirche und einmal in der Leither St.-Johannes-Kirche) nur in aufmerksam zuhörende Gesichter blicken. Ich hatte Freude an diesem Auditorium! Vielleicht auch, weil die Eschatologie eines meiner Lieblingsthemen ist. Und ganz sicher auch, weil ich vor dieser Predigt wieder den Hl. Geist um seine Hilfe und unseren Herrn Jesus Christus um seinen Beistand und die hl. Gottesmutter um ihre Unterstützung angerufen hatte - und alle drei hatten gewirkt!





„Oma geht immer“, das war eine der vielen Bemerkungen, die ich am 25. November 2018 von einem Kirchenbesucher bekam, als ich, wie nach jeder hl. Messe, die Gläubigen an einer der Kirchtüren verabschiedete. Und eine ältere Dame strahlte mich an und sagte: „Das letzte Lied haben wir nur für ihre Oma gesungen!“







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e-mail: Ulrich Franzke <diakon@franzke-bochum.de>